Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichte ich in meinen Texten auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d). Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Gerade in Zeiten des digitalen Wandels, welche von starken Veränderungsprozessen getrieben ist, können effektive Brainstormings einen wirklich großen Mehrwert bieten.
Brainstorming ist eine perfekte Methode zur Ideenfindung in einer Gruppe. Natürlich kann auch eine einzelne Person Brainstorming betreiben. Doch oftmals ist es in der Gruppe effektiver, da mehr und unterschiedlichere Gedankengänge mit in das Brainstorming einfließen können. Egal wie viele Personen im Endeffekt am Brainstorming beteiligt sind, es verläuft meist immer nach einem einfachen Schema. Bei einem Brainstorming in einer Gruppe ist es enorm wichtig, dass alle Beteiligten den gleichen Regeln folgen!
Für jedes Brainstorming sollte ein kompetenter Moderator definiert werden. Dieser achtet darauf, dass die vorher festgelegten Richtlinien eingehalten werden. Ebenfalls sollte er die Gruppendynamik im Auge behalten. Unnötig ausufernde, nicht zielführende Diskussionen sollten unterbunden werden. Auch neue Impulse sollten bei stockender Ideenfindung gesetzt werden. Alle Teilnehmer sollten den ‚Anweisungen‘ des Moderators folgen.
Ablauf des Brainstormings
1. Problemstellung definieren
Zuerst muss die Problemstellung klar definiert werden. Was genau ist das Problem und was für Lösungen werden gesucht? Dies sollte so präzise wie möglich beschrieben werden, um das Thema einzugrenzen. Für Randthemen, die zur Lösung nur begrenzt beitragen, sollte keine Zeit vergeudet werden. Konzentration und Zeit muss den relevanten und machbaren Dingen und Themen gelten. Das Thema muss zu Beginn allen Teilnehmern eindeutig bekannt sein. Unklarheiten müssen vorher beseitigt werden.
2. Ideensammlung
In der Phase der Ideensammlung wird jeder Gedanke einfach aufgeschrieben. In einer Gruppe kann dies vorab jeder für sich machen oder direkt in der ganzen Gruppe. Dafür sollte die Gruppe jedoch nicht zu groß ausfallen. Am Ende der Ideensammlung sollten alle Gedanken zusammengetragen werden, bspw. auf einem großen Blatt oder Whiteboard. Man darf sich ruhig von den Gedanken anderer Teilnehmer inspirieren lassen und ähnliche Gedanken/Ideen äußern. Auch wenn diese sich nur in einer Nuance unterscheiden.
Alles wird aufgeschrieben! Egal wie abwegig eine Idee für andere Teilnehmer zunächst erscheint, sie wird aufgeschrieben – und zwar ohne Diskussion oder Kritik. Oftmals können unkonventionelle Geistesblitze neue Ideen zu Tage fördern, Kreativität ankurbeln oder Denkblockaden lösen. Diese Geistesblitze sollten daher einfach ausgesprochen werden. Oftmals können aus diesen Geistesblitzen über Umwege völlig neue Ideen hervorgehen.
3. Ideensortierung und Diskussion
Nachdem die Phase der Ideensammlung abgeschlossen ist, müssen diese sortiert und diskutiert werden. Jede einzelne Idee sollte der Reihe nach in der Gruppe diskutiert werden. Die Ideen sollten dabei vertieft und weiterentwickelt werden. Ähnliche Ideen können miteinander verknüpft werden oder in Gruppen zusammengefasst werden. Bei der Diskussion ist es wichtig, dass diese offen und locker geführt wird. Ideen können auch komplett gestrichen werden, sofern sich alle darüber einig sind. Ansonsten bleibt sie auf der Liste bestehen.
4. Bewertung
In der Nachbereitung werden jetzt alle Ideen bewertet. Was sind mögliche Vorteile und was sind Nachteile? Was wäre schwierig zu realisieren, was absolut machbar oder wo wären mögliche Hindernisse? Jeder Teilnehmer sollte dazu seine Einschätzung dazu frei äußern. Die Bewertungsphase sollte mit einer Abstimmung enden. Für die Abstimmungsrunde erhält jeder Teilnehmer 3 Stimmen und kann so für 3 Ideen stimmen. Über alle Ideen wird der Reihe nach abgestimmt. Am Ende wird mit den 3-5 Ideen weiterarbeitet, die die meisten Stimmen erhalten haben. Alle anderen Ideen können komplett verworfen werden, oder vorerst zur Seite geschoben.
5. weitere Schritte planen
Die Ideen alleine haben noch keinen Wert, wenn sie nicht ausgeführt werden. Daher müssen am Ende eines jedes Brainstormings die weiteren Schritte geplant werden. Welche Schritte stehen als Nächstes an? Was muss dafür getan werden? Sind evtl. noch tiefere Recherchen und Nachforschungen nötig? Alle offenen Dinge sollten in einem detaillierten Plan festgehalten werden, so dass beim nächsten Treffen alle relevanten Informationen vorliegen. Es kann durchaus sinnvoll sein, regelmäßig kleine, kurze Sitzungen einzuplanen, bei dem sich alle Teilnehmer des Brainstormings regelmäßig treffen, um den aktuellen Status Quo zu besprechen, aufgekommen Fragen zu klären oder Feinjustierungen zu betreiben.
Regeln für das Brainstorming
Klare Regeln sind für das Brainstorming extrem wichtig, gerade dann, wenn mehrere Personen daran beteiligt sind. Effektivität spielt zunächst eine sekundäre Rolle, damit eine zwanglose, drucklose und kreative Arbeitsatmosphäre geschaffen werden kann.
Daher hier die 5 grundlegendsten Regeln eines jeden Brainstormings:
1. Regel: Keine Kritik
Es ist vollkommen egal, wie verrückt, abwegig, blöd oder albern eine Idee im ersten Moment erscheint, sie ist willkommen. Sich über eine Idee lustig zu machen oder sie direkt zu kritisieren ist der größte Brainstorming-Killer. Daher ist dies tunlichst zu vermeiden. Es gilt: Niemals eine Idee kritisieren oder auf eine andere Art und Weise zu kommentieren oder zu bewerten!
2. Regel: Quantität vor Qualität
Beim Brainstorming geht es erst einmal darum, so viele spontane Ideen wie möglich zu entwickeln und zu sammeln. Deshalb sollten alle Ideen und Geistesblitze aufgeschrieben werden. Und zwar ohne weitere Bewertung der Idee. Egal was dein Verstand spontan über die Idee denkt, sie wird ohne Wenn und Aber notiert.
3. Regel: Querdenken erwünscht
Effektives Brainstorming erfolgt dann, wenn sich neue Denkweisen entwickeln und althergebrachte Denkpfade verlassen werden. Kreativität ist gefragt. Es ist erlaubt und gewünscht, einfach mal vom Thema abzuschweifen und seiner Phantasie freien Lauf zu lassen. Steht man vor einer vermeintlich unmöglichen Aufgabe, so sollte man sich fragen: Was muss getan werden, um das Problem zu lösen und um das unmögliche möglich zu machen? Die Antwort darf dabei gerne auf den ersten Blick völlig unrealistisch und aus der Luft gegriffen ausfallen.
4. Regel: kein Copyright
Im Brainstorming in der Gruppe gibt es nicht meine oder deine Idee. Es gibt nur Ideen. Idealerweise wird mit einer Idee ein neuer Impuls gesetzt, der von einem anderen Teilnehmer aufgegriffen und weiterentwickelt wird.
5. Regel: Alle beteiligen sich aktiv
Alle Teilnehmer sollten aktiv am Brainstorming teilnehmen. Alle leisten Ihren Beitrag, alle diskutieren mit, sprechen miteinander, lernen voneinander, inspirieren sich gegenseitig und schaffen gemeinsam eine lockere, kreative Atmosphäre.
Brainwriting vs. Brainstorming
Wer kennt das nicht: In Brainstorming-Meetings wird viel Zeit vergeudet und am Ende ist nicht wirklich etwas produktives dabei rausgekommen. Vor allem dann, wenn nicht von Anfang jemand mit der Moderation bzw. Leitung beauftragt wurde und dieser welche die Gruppe aus zu ausgedehnten und nicht zielführenden Diskussionen wieder zurück bringt. Wie effektiv ein Brainstorming-Meeting ist, hält also entscheidend von den Teilnehmern ab, wie konstruktiv und effektiv sie die Zeit nutzen können, ohne sich dabei zu verrennen.
Sollte dein Brainstorming-Team genau dazu neigen, dann solltest du anstelle von Brainstorming vielleicht besser Brainwriting zu Ideenfindung einsetzen. Brainwriting ähnelt dem Brainstorming, jedoch, wie die Bezeichnung es vermuten lässt, werden mit der Methode die Ideen schriftlich gesammelt. Auch beim Brainwriting sollten einige Regeln vorab klar definiert sein. Dazu können die o.g. 5 regeln des Brainstormings 1 zu 1 übertragen werden. Vielleicht stellt man zu beginn zudem noch klar, dass Schreibfehler absolut keine Rolle spielen. Es sollten jegliche Hemmschwellen, die den Kreativprozess hemmen könnten, von Anfang an eliminiert werden.
Die 6-3-5 Methode im Brainwriting
Die 6-3-5 Methode ist eine sehr gute Methode, um gezielt Ideen zu finden und weiter zu entwickeln. Diese Methode ist für eine Anwendung in kleinen Gruppen von 6 Teilnehmern entwickelt worden. Natürlich kann die Anzahl der Teilnehmer von den 6 abweichen, wobei die Gruppen Größe von 6 Personen ideal ist.
Der Name der Methode "6-3-5" leitet sich aus dem ihr zugrunde liegenden Vorgehen ab. Zu einer Problemstellung (Frage/Aufgabe) entwickeln 6 Teilnehmer zunächst für sich alleine 3 Lösungsideen zu diesem einen Problem. Die 3 Lösungsideen werden auf einem Blatt in drei Spalten aufgeschrieben. Es ist sinnvoll, hierfür eine Zeit zu definieren. 3 bis 5 Minuten sollten ausreichen. Bei schwierigeren oder komplexeren Fragestellungen kann die Zeitspanne natürlich entsprechend angepasst werden. Anschließend werden die Blätter im Uhrzeigersinn weitergereicht.
Jeder erhält nun ein Blatt, auf dem im Idealfall 3 Lösungsideen notiert sind. Jetzt sollen die oben notierten Lösungsideen aufgegriffen werden, um diese zu ergänzen oder weiter zu entwickeln. Auch hierfür sollte die zuvor festgelegte Zeitspanne zur Verfügung stehen. Die Blätter werden so lange im Kreis weitergegeben, bis das Blatt mit der eigenen Idee wieder beim ursprünglichen Autor angelangt ist.
Jetzt ist es an der Zeit, alle Ideen zu sichten und zu bewerten. Nach Möglichkeit sollten zum Schluss die drei besten Ideen übrig bleiben. Natürlich können einzelne sich ähnelnde Ideen oder Teilideen auch zu einer Idee zusammengefasst werden. Die erarbeiteten Ideen können dann konkreter weiterentwickelt werden.
Natürlich können nicht alle Ideen weiter verfolgt werden. Lediglich die besten drei Ideen sollten weite betrachtet werden. Um die gesammelten Ideen zu bewerten, können kleine farbige Klebepunkte genutzt werden. Jeder Teilnehmer erhält insgesamt 6 Klebepunkte. Jetzt können für die einzelnen Ideen Klebepunkte vergeben werden. Für seiner Meinung nach die beste Idee vergibt jeder Teilnehmer 3 Klebepunkte, für die Zweitbeste zwei Klebepunkte und für die Dritte einen. Die drei Ideen, die am Ende die meisten Klebepunkte erhalten haben, sind die Ideen, auf die aufgebaut wird.
Fazit
Brainstorming und Brainwriting haben beide Vor- und Nachteile. Ich möchte hier keine konkrete Empfehlung aussprechen, da die einzusetzende Variante der Ideenfindung sicherlich stark von der Komplexität der Problemstellung und den Teilnehmern abhängt. Bei vielen alltäglichen Problemstellungen in Unternehmen ist Brainwriting mit der 6-3-5 Methode für viele garantiert eine perfekte Lösung. Möglicherweise kann sie auch als vorbereitende Maßnahme für ein tiefergehendes Brainstorming dienen.